Eine Tour zu innovativen Nachhaltigkeitsprojekten in Berlin Eine Tour zu innovativen Nachhaltigkeitsprojekten in Berlin
MINI × FvF

Eine Tour zu innovativen Nachhaltigkeitsprojekten in Berlin.

Berlin ist bekannt als eine der grünsten Städte Europas und voller nachhaltiger Start-ups und innovativer Projekte. Freunde von Freunden hatte das Vergnügen, einige dieser Start-ups zu besuchen und sie hier vorzustellen.
Das vergangene Jahr 2020 hat viele von uns dazu gebracht, unsere Beziehung zur Natur und unserem Planeten zu überdenken. Das haben wir zum Anlass genommen, noch einmal einige unserer liebsten innovativen und nachhaltigen Initiativen rund um Berlin zu besuchen. In unserem MINI Cooper SE, dem ersten vollelektrischen MINI mit einer elektrischen Reichweite von 225-234 km und einem Energieverbrauch in kWh/100km kombiniert: 16.8-14.8 kWh/100km, haben wir uns auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wie sich die Projekte seit unserem letzten Besuch entwickelt haben und wie die Pandemie ihre Arbeit beeinflusst hat.

1. Wann Was Wächst: Ein saisonaler Kalender für Obst, Gemüse und Salate von Anna Sourminskaja & John Brömstrup

Was hat euch dazu inspiriert, einen saisonalen Kalender für Gemüse zu gestalten?

Anna Sourminskaja: Vor einiger Zeit haben wir festgestellt, dass weder wir noch unsere Freunde wissen, zu welcher Jahreszeit bestimmtes Obst und Gemüse wächst. John und ich haben viel darüber nachgedacht und uns dann spontan zu einem Shooting getroffen, um einen Kalender zu erstellen, der den Menschen dabei helfen soll ein bisschen mehr darüber zu erfahren, wo und wann ihre Lebensmittel wachsen.

Warum ist saisonale Ernährung gut für die Umwelt?

AS: Mit saisonaler Ernährung und lokalem Einkaufen kann man verhindern, dass Lebensmittel in beheizten Gewächshäusern gelagert und über weite Strecken transportiert werden. Außerdem ist es wichtig zu erwähnen, dass importiertes Obst und Gemüse aus Ländern wie Spanien und den Niederlanden häufig in Einwegplastik verpackt ist. Gemüse, das außerhalb der Saison angebaut wird, wird außerdem mit giftigen Chemikalien behandelt, die nicht nur in die Erde gelangen, sondern am Ende auf unseren Tellern landen.

Inwiefern ist eine saisonale und lokale Ernährung gut für uns Menschen?

AS: Eine saisonale Ernährung ist nicht nur gut für die Gesundheit der Erde, sondern auch für unsere eigene. Regionale Lebensmittel werden üblicherweise erst geerntet, wenn sie reif sind und landen schon nach kurzer Zeit auf unseren Tellern, was bedeutet, dass sie viel mehr Nährstoffe und Geschmack enthalten.

Würdet ihr behaupten, dass Berlin eine innovative und nachhaltige Stadt ist?

AS: Berlin ist definitiv eine der nachhaltigeren Städte auf der Welt. Hier gibt es unglaublich viele ambitionierte Menschen, die großartige Projekte ins Leben rufen. Ein Beispiel dafür ist der EUREF-Campus, auf dem verschiedene Organisationen gemeinsam an unterschiedlichen Nachhaltigkeitsprojekten rund um das Thema erneuerbare Energien arbeitet. Auch das Tempelhofer Feld ist ein super Beispiel für das besondere Lebensgefühl in Berlin. Der ehemalige Flughafen wird heute nicht nur für allerlei sportliche Aktivität genutzt, sondern beherbergt außerdem einige Gemüsegärten.

John Brömstrup: Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Bio-Lebensmittel werden in Deutschland immer noch als Luxus erkannt und Supermärkte, die günstigere Lebensmittel anbieten sind für viele attraktiver. Es gibt also schon eine Gruppe „nachhaltiger“ Leute in der Stadt, wobei das Thema außerhalb dieser Blase noch auf wenig Begeisterung trifft.

2. Marsano: Der Blumenladen von Maria Paz Gardiazabal, der Blumen aus dem eigenen nachhaltigen Garten bezieht.

Erzählen Sie mir ein bisschen über die Blumenindustrie, ist sie nachhaltig?

Maria Paz Gardiazabal: Nein, die Blumenindustrie ist ganz und gar nicht nachhaltig. Die meisten Blumen, die verkauft werden, kommen von außerhalb Europas und werden per Luftfracht nach Holland geflogen, von wo aus sie über Auktionen auf die europäischen Märkte verteilt werden. Die größten Blumen-Lieferanten sind Südafrika, Ecuador und Kolumbien. Abgesehen vom Transport ist auch die Produktion der Blumen nicht nachhaltig. Blumen gelten als ungenießbare Kulturpflanzen, deshalb gibt es nur sehr wenige Vorschriften was Herbizide und Pestizide betrifft. Das führt nicht nur zu einer starken Umweltbelastung, sondern auch einer gesundheitlichen Belastung derjenigen Menschen, die in der Blumenindustrie arbeiten.  

Gibt es in letzter Zeit Bemühungen, die Blumenindustrie nachhaltiger zu gestalten?

MPG: Absolut! Es gibt immer mehr Kleingärtner:innen, die ihre lokalen Gemeinden mit frischen Blumen versorgen. In Deutschland haben wir vor Kurzem die Initiative „Slowflower-Bewegung“ ins Leben gerufen, die mit Marsano mittlerweile 30 Mitglieder stark ist. Wir beobachten, dass immer mehr Menschen wissen wollen, wo die Dinge her kommen die sie kaufen. Gerade jetzt, in Zeiten einer globalen Pandemie, hat diese Frage für viele an noch mehr Bedeutung gewonnen. Auf alle Fälle besteht heute mehr Interesse an nachhaltig und lokal produzierten Blumen.

2019 haben Sie den Marsano Garten gegründet. Was war ihre Inspiration dahinter?

MPG: Wir hatten schon lange mit dem Gedanken gespielt, unsere eigenen Blumen zu pflanzen, wussten aber nie so richtig wie wir anfangen sollten. Im Sommer 2019 haben wir dann unsere Blumenanbauerin Paz getroffen, die damals damit anfangen wollte, Schnittblumen in Berlin anzupflanzen. Wir haben uns schließlich dazu entschieden zusammen zu arbeiten und einen kleinen Versuchsgarten zu starten, um zu sehen, ob das Projekt auf allen Ebenen nachhaltig sein würde. Dabei haben wir herausgefunden, dass der Garten über die wirtschaftliche Nachhaltigkeit hinaus viele weitere Vorteile mit sich bringt. So konnten wir zum Beispiel eine Vielzahl von Blumen züchten, die man so überhaupt nicht auf dem Markt findet: Blumen, die gut duften und sich bewegen. Bei Blumen, die in genormten Kisten über die halbe Welt gereist sind und eher darauf gezüchtet wurden, lange zu halten als gut zu riechen, findet man so etwas nicht.

Welche innovativen Anbaumethoden verwenden Sie in ihrem Garten?

MPG: Wir arbeiten ohne graben und sehr bio-intensiv. Wir setzen also keine Chemikalien ein und bauen alles biologisch an. Unser Ziel ist es, so viele regenerative Anbaumethoden wie möglich zu nutzen, um die Gesundheit unseres Bodens zu verbessern und dadurch gesunde Blumen anbauen zu können.

Ist Ihnen in diesem außergewöhnlichen Jahr eine Zunahme der Blumenkäufe aufgefallen?

MPG: Definitiv! Wir haben viel mehr private Kunden dazugewonnen, die Blumen kaufen. Die Leute verbringen deutlich mehr Zeit zuhause und da wollen sie sich möglichst wohl fühlen. Außerdem denken sie viel über Leute nach, die ihnen etwas bedeuten und schicken ihnen ein paar schöne Blumen.

Glauben Sie, dass die Menschen anfangen umweltbewusster zu leben?

MPG: Absolut. Wir haben im letzten Jahr erkannt, dass wir die Dinge nicht als selbstverständlich ansehen können und dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass die Dinge von überall auf der Welt herkommen. Zwischendurch war es schwer Blumen vom internationalen Markt zu bekommen. Das hat uns dazu gebracht darüber nachzudenken, wie zerbrechlich alles ist, und wie wichtig es ist, resilient zu sein.

3. Stadtbienen: Eine von Johannes Weber geleitete Organisation, die auf die ökologischen Vorteile der Haltung von Wild- und Honigbienen in städtischen Gegenden aufmerksam macht.

Wann hat der Trend zur urbanen Bienenhaltung begonnen und warum sind Städte überhaupt geeignete Umgebungen für Bienen?

Johannes Weber: Der Trend zur urbanen Bienenhaltung ist aus den Diskussionen über das Bienensterben um 2013/14 entstanden: ein abnormales Phänomen, das auftritt, wenn die Mehrheit der Arbeitsbienen in einem Honigbienenvolk verschwindet. Es kam also die Idee auf, dass urbane Gebiete für Bienen geeignet sein könnten, weil es dort keine Pestizidbelastung und keine monokulturellen Anbaumethoden gibt – zwei der Hauptursachen für das Aussterben der Honigbienenvölker.

Wie profitiert eine Stadt selbst von Bienen?

JW: Bienen bringen Vielfalt und Bestäubung in die Stadt: Sie sind Experten für Bestäubungsleistungen! Je mehr Bienen man hat, desto höher ist die Bestäubungsleistung und desto größer ist die Artenvielfalt in den Grünflächen der Stadt.

Wie hat sich Stadtbienen in den letzten Jahren entwickelt?

Wir haben diese Organisation 2014 gegründet, als diese ganze Diskussion über Stadtimkerei begann. Heutzutage haben die meisten Leute schonmal von Stadtimkerei gehört und wissen, dass man sie sogar auf dem eigenen Balkon halten kann. Aber damals war es wirklich etwas Besonderes. Wir haben mit einer Crowdfunding-Kampagne begonnen, die uns dabei helfen sollte, Bienenstöcke zu produzieren, die für Anfänger in der Stadt geeignet waren. Wir nannten sie BienenBox und sie sind sogar heute noch erhältlich! 2015 haben wir angefangen Imkerkurse in Berlin, Hamburg, München und Köln anzubieten. 2016 haben wir dann angefangen, einen Service für Unternehmen anzubieten, denen wir dabei helfen, Bienen auf ihren Grundstücken zu halten. Vor kurzem wurden wir von der Berliner Senatsverwaltung gefördert, um Lernmaterialien zu entwickeln, mit deren Hilfe die Imkerei in den Lehrplan integriert werden kann.

Wie war 2020 für Stadtbienen und welchen Einfluss hatte die Pandemie auf euren Projekt?

JW: Die größte Schwierigkeit, die wir haben ist, dass die Leute keine Kurse mehr buchen. Einige Kurse mussten wir digital veranstalten. Das ist jedoch schwierig, weil die Imkerei eher praktisch ist: man muss sie erleben, fühlen, schmecken und riechen können und das kann man digital nicht wirklich vermitteln. Es ist ironisch, wie viele Menschen seit dem Lockdown eher daran interessiert sind, nachhaltiger zu werden, ihre eigenen Lebensmittel anzupflanzen und sich mit der Natur zu verbinden, als vor dem PC zu sitzen. Deshalb mussten wir uns um andere Einkommensquellen kümmern. Aktuell sind wir zum Beispiel auf der Suche nach Fördergeldern. Außerdem begleiten wir ein Projekt mit geflüchteten Menschen. Ziel bei diesem Projekt ist es, Menschen unterschiedlicher Hintergründe durch die Imkerei zusammenzubringen und ihnen so einen Ort des kulturellen Austauschs zur Verfügung zu stellen.