Unser Tool zur Verwaltung Ihrer Zustimmung für unsere Cookie-Verwendung ist vorübergehend offline. Daher fehlen womöglich einige Funktionen, die Ihre Zustimmung zur Verwendung von Cookies erfordern.
THE GREENER WOW.
SINGAPUR – DIE GRÜNE STADT.
Singapur liegt in Sachen Nachhaltigkeit im Weltvergleich weit vorn, will aber mehr: bis 2030 eine beinahe klimaneutrale „City of Nature“ werden. Wir haben Menschen besucht, die täglich für dieses Ziel arbeiten.
Links der Strand und das Meer, rechts das satte Grün tropischer Pflanzen. Dazwischen gleitet unser MINI Cooper SE auf einem breiten Highway in Richtung Innenstadt. Fast fünfeinhalb Millionen Menschen leben in Singapur. Auf gerade mal 730 Quadratkilometern. Es ist eng im flächenmäßig kleinsten Land Asiens, zugleich aber auch enorm grün: Ein Drittel Singapurs ist von Parks und Stadtwäldern bedeckt, bis ins Zentrum scheint sich Dschungel auszubreiten. Durch das großzügige Panoramadach unseres vollelektrischen MINI – passenderweise in der Farbe Rebel Green – blicken wir in dichte Baumkronen, hängende Gärten schmiegen sich wie grüne Roben an die Fassaden der Wolkenkratzer. Aber das soll längst nicht alles gewesen sein: Bis 2030 will der Stadtstaat nicht nur äußerlich grüner sein als jede andere Millionenmetropole, sondern als erste der Welt auch nahezu klimaneutral. Ist das vermessen – oder realistisch?
Einer, der uns erklären kann, wie Singapur sein grünes Wunder bewirken will, ist der Architekt Yann Follain. Wir treffen den 43Jährigen im Parkroyal Collection Pickering. Einem Luxushotel mit üppig begrünten Terrassen, Schlingpflanzen, die im Foyer wie Wasserfälle herabstürzen, Palmen und Farnen in den Außenbereichen. Follain, groß gewachsen, lebhaft und mit Lockenmähne, schätzt diese Art der Architektur – seine eigene aber unterscheidet sich von den längst ikonischen Hochhäusern und Hotelpalästen Singapurs.
Follains Büro WYTO plant Bauprojekte, welche die Natur als verbindendes Element miteinbeziehen, um das soziale Miteinander zu fördern. „Wenn Städte wachsen, dürfen Flora und Fauna nicht darunter leiden“, sagt der Franzose, der seit 14 Jahren in Singapur lebt. „Studien belegen, dass es sich positiv auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt, wenn die Stadtplanung die Natur berücksichtigt.“ Heute möchte er uns den BishanAng Mo Kio Park zeigen. Die riesigen Grünflächen inmitten eines Wohngebiets belegen, wie das Miteinander von Natur und städtischer Verdichtung gelingen kann. „Es handelt sich um ein Projekt, das mich in meiner eigenen Arbeit immer wieder inspiriert hat.“
MEHR GRÜN FÜR MEHR WOHLBEFINDEN.
Während wir mit Follain zu unserer Exkursion im Elektro MINI aufbrechen, sprechen wir über die Geschichte des Stadtstaats. Man darf sicher sagen: Die Verbindung des Menschen mit der Natur ist Teil der SingapurDNA. GründungsPremier Lee Kuan Yew rief kurz nach der Staatsgründung 1965 eine Initiative ins Leben, die Singapur – damals ein eher karges Eiland – in eine „Garden City“ verwandeln sollte.
Damit wollte er das Land nicht nur attraktiver für ausländische Investoren machen, sondern auch für ein besseres Klima sorgen. Es wurden zwar Millionen von Bäumen gepflanzt und große Grünflächen angelegt, doch mit Singapurs enormer Wachstumsdynamik überwölbten riesige Bauprojekte lange alles Übrige. Ganze Viertel entstanden, zum Teil auf Flächen, die dem Meer abgetrotzt wurden.
Ein erstes Umdenken setzte in den 1990erJahren ein – die Vision der „Garden City“ wandelte sich zur „City in a Garden“. Neue Wolkenkratzer mussten nachhaltiger werden. So prägten begrünte Fassaden mehr und mehr das Stadtbild, ressourcenschonender Betrieb wurde Pflicht. Außerdem entstanden neue Parks. Seit 2019 verfolgt die Stadt einmal mehr einen neuen Ansatz. Nachdem sich Temperaturanstieg und Klimawandel nicht mehr ignorieren lassen, plant Singapur nun seinen Wandel zu einer „City of Nature“ – mit dem Ziel, schon in wenigen Jahren weitgehend klimaneutral zu sein. Der dazu verabschiedete „Green Plan 2030“ definiert dafür Meilensteine, etwa das Pflanzen einer weiteren Million Bäume, eine dramatische Senkung des Energie und Wasserverbrauchs – und die Renaturierung brach liegender Flächen.
Die Wiederbelebung der Natur – genau das zeichnet Bishan Park aus, eines von Singapurs Renommierprojekten, umgesetzt von den Landschaftsarchitekten des Büros Ramboll Studio Dreiseitl, zu dem Follain uns nun im MINI dirigiert. Eingebettet in eine Siedlung aus den typischen WohnhausMonolithen, erstreckt sich hier eine grüne Oase über 65 Hektar. Dessen lebensspendendes Zentrum ist ein Fluss, der noch vor zehn Jahren ein Betonkanal war. Mit viel Feingefühl ist er renaturiert worden, um Überschwemmungsprobleme zu beseitigen sowie die natürliche Artenvielfalt zu fördern.
FLORA UND FAUNA KEHREN ZURÜCK.
Als wir mit dem MINI auf den Grünzug zurollen, erspähen wir seine Wahrzeichen, die Supertrees, schon von Weitem. 18 dieser Stahlbäume, deren höchste bis zu 50 Meter aufragen, bilden das Rückgrat des Parks. An ihren „Stämmen“ ranken sich Hundertausende Pflanzen empor. Addison Goh, 46, zierlich, wacher Blick und so etwas wie der Technologie und
Nachhaltigkeitschef des Parks, führt uns hinauf auf die 22 Meter hohe
Hängebrücke, die zwei Supertrees miteinander verbindet. Von hier über blicken wir fast das gesamte Areal, auch die beiden klimatisierten Wintergärten, die wie gigantische gläserne Schildkröten das Gelände überragen.
„Die Gärten sollen nicht nur ein Naherholungsgebiet sein, sie sind auch ein
wichtiges Element von Singapurs Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärt Goh und
deutet auf die grünvioletten Kronen der Stahlbäume. „Mit den Supertrees
demonstrieren wir zum Beispiel, wie ausgefeilte Technik die Natur imitieren kann. Einige von ihnen sind mit Solarmodulen ausgerüstet. Außerdem verbrennen wir in großem Stil Laub und Unkraut, um Energie für die Kühlsysteme in den Wintergärten zu gewinnen.“
Zurück auf dem Boden der Tatsachen, schlängeln wir uns im MINI Cooper
SE zu unserer nächsten Verabredung durch den Stadtverkehr. Ganz
schön viel los hier. Klar, denn seit Singapurs Gründung hat sich die
Einwohnerzahl mehr als verdreifacht. Um die Menschen zu versorgen, müssen bisher nahezu alle Nahrungsmittel importiert werden. Der Zukunftsplan sieht vor, dass 2030 bis zu 30 Prozent aus lokalem Anbau gedeckt werden. Doch ist das in dem Stadtstaat ohne Raum für Landwirtschaft nicht utopisch? Nicht für Bjorn Low.
LANDWIRTSCHAFT AUF HOCHHAUSDÄCHERN.
Wir treffen den 42Jährigen auf einer Dachfarm, die er und seine Mitstreiter auf einem Hotelhochhaus nahe dem Hafen betreiben. Low hat 2012 mit „Edible Garden City“ ein Startup für urbane Farmen gegründet. Inzwischen bewirtschaftet das Unternehmen etwa 300 Flächen in der Stadt. Es zeigt außerdem Gastronomen, Hoteliers und Bürgern, wie sie urbane Nutzgärten anlegen und pflegen. Deren Ernteerträge sind allerdings noch so gering, dass sie nur einen Bruchteil des Bedarfs decken.
Doch Low geht es um mehr als die Lebensmittelversorgung. Es geht ihm um Erkenntnis. In seinem früheren Leben war er Marke tingmanager in London. „Irgendwann wurde mir klar, dass ich Menschen Dinge verkaufe, von denen sie im Grunde schon genug besitzen.“ Zur selben Zeit begann er sich für Landwirtschaft zu interessieren. „Das hat mich völlig fasziniert. Denn als jemand, der in Singapur aufgewachsen ist, wusste ich eigentlich gar nicht, woher unsere Lebensmittel kamen.“ Fast andächtig streift Low auf der Dachfarm umher. Behutsam kontrolliert er Spinat und Kräuter, prüft den Reifegrad der Auberginen, checkt das automatische solarbetriebene Bewässerungssystem. Edible Garden City sei ein Wirtschaftsunternehmen, seine persönliche Motivation gehe aber darüber hinaus, denn: „Das Gärtnern hat auch eine gesellschaftliche Dimension, die wir fördern wollen.“
Neben den Mikrofarmen bewirtschaften Low und sein Team deshalb eine kleine Farm im Stadtteil Queenstown, wo sie Pflanzkurse für Kindergärten und Schulen geben. Außerdem haben sie damit begonnen, in Hochhaussiedlungen Workshops anzubieten und mit tatkräftigen Senioren Gemüse auf Gemeinschaftsflächen anzubauen. Lächelnd erinnert er sich an eine Begegnung mit einem alten Mann. „Anfangs sprach er kein Wort, doch nach einiger Zeit war er kaum mehr zu bremsen“, erzählt Low. „Schließlich hat ihn das Gärtnern so begeistert, dass er sogar nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zu den Pflanzen hinunterging.“
Leidenschaft als starker Treiber einer grünen Wende. Das gilt auch für die Modedesigner Gin Lee und Tamir Niv, die wir in ihrem licht durchfluteten FlagshipStore in einem Einkaufszentrum besuchen. 2011 launchte das singapurischisraelische Paar das Label GINLEE Studio, das auf ressourcenschonende Mode spezialisiert ist – womit sie auf ihre ganz eigene Art in Singapurs Zukunftsvision passen. „Wir setzen bewusst auf robuste Materialien und klassische Schnitte, die nie aus der Mode kommen“, sagt Lee, 44, „unsere Stücke sollen nicht nach ein paar Monaten wieder aus dem Kleiderschrank verschwinden.“ Slow Fashion eben.
BEWUSSTE MODE AUS SINGAPUR.
Ihre Idee von nachhaltiger Mode hat aber noch eine Pointe: Das Markenzeichen des Labels ist ein Faltenmuster, das mithilfe von Dampf in die Textilien gepresst wird. Was das mit Nachhaltigkeit zu tun hat? Ganz einfach: In der Werkstatt des FlagshipStores können die Kunden selbst Hand anlegen und Blusen oder Taschen personalisieren, indem sie die Farbe des Materials wählen und das Faltenmuster selbst hineinstanzen. Der Gedanke dahinter, so der 40jährige Niv: „Ein Kleidungsstück, das du selbst mitproduziert hast, wirst du stärker wertschätzen als ein anonymes Produkt. Und deshalb pflegst du es auch gewissenhafter.“
Als die Sonne hinter der Skyline von Singapur verschwindet, endet unsere Erkundungstour im MINI Cooper SE. An einer der zahlreichen Ladesäulen kann sich der kleine grüne Rebell jetzt aufladen und aus ruhen. Im Stadtstaat, der schon jetzt für viele Metropolen ein grünes Vorbild ist, haben wir spannende Charaktere getroffen, voller Ideen und Pioniergeist. Wir haben gelernt, dass ein Ort zwar Nachhaltigkeit erleichtern, Menschen diese aber prägen und leben müssen. Bis ins Jahr 2030. Und weit darüber hinaus.
SINGAPUR: DER WUNDER-STADTSTAAT IN SÜDOSTASIEN.
Das moderne Singapur, wie wir es heute kennen, entstand größtenteils auf Treiben des englischen Kolonialverwalters Sir Thomas Stamford Raffles im frühen 19. Jahrhundert. Raffles machte aus Singapur, das an der wichtigen Schifffahrts-Handelsroute durch die „Street of Melacca“ liegt, eines der größten Handelszentren in Asien. Das zog Einwander*innen aus China, Indien und Malaysia an und begründete so die multiethnische Identität Singapurs. 1963 trat Singapur unter Staatsgründer Lee Kuan Yew dem Staat Malaysia bei. Am 9. August 1965 wurde Singapur ein unabhängiger, teilweise demokratisierter Einparteienstaat. Heute zählt der kleine Inselstadtstaat mit seinen sechs Millionen Einwohner*innen zu den reichsten und sichersten Ländern der Welt.