Bilder-Collage von unterschiedlichen Sportarten. Im Uhrzeigersinn: Eine Joggerin läuft Treppen hinauf, ein Mountainbiker im Gelände, Menschen mit Booten und SUPs, Surfen auf der Eisbachwelle in München und eine Kletterin in einer Boulderhalle. Bilder-Collage von unterschiedlichen Sportarten. Im Uhrzeigersinn: Eine Joggerin läuft Treppen hinauf, ein Mountainbiker im Gelände, Menschen mit Booten und SUPs, Surfen auf der Eisbachwelle in München und eine Kletterin in einer Boulderhalle.

Urban Outdoor: So erobern Natursportarten die Stadt.

Für viele klassische Natursportarten müssen Städter:innen heute nicht mehr aufs Land rausfahren. Von Klettern über Trailrunning bis hin zum Surfen – das alles geht heute auch im urbanen Raum. Kein Wunder, dass sich immer mehr Stadtbewohner:innen für Urban Outdoor begeistern. Doch wie ist der Trend Urban Outdoor entstanden und warum erfreut sich Sport vor städtischer Kulisse auf einmal so großer Beliebtheit?

Ein Mountainbiker auf einer Waldlichtung.

Der Trend Urban Outdoor bringt klassische Natursportarten in die Stadt. So müssen beispielsweise Mountainbiker:innen und Trailrunner:innen nicht mehr lange Wege in Kauf nehmen, um ihren Lieblingssport auszuüben.

Für sportliche Stadtmenschen gab es früher eine klare Trennung: Unter der Woche stand höchstens eine Laufrunde im Park oder ein Kurs im Fitnessstudio auf dem Programm. Am Wochenende ging es dann raus ins Grüne zum Wandern, Radeln oder Paddeln. Zweifellos: Sport in der Natur tut gut. Doch der Weg aus der Stadt ist häufig mit langen Fahrten verbunden. Und weil Job und Familie zeitintensiv sind, benötigen viele Städter:innen eine Alternative.

Die Lösung für dieses Problem nennt sich Urban Outdoor. Stadtleben und Natursport – die vermeintlichen Gegensätze finden nun unter diesem Schlagwort zusammen. Dank spezieller Angebote müssen Stadtmenschen nicht mehr weit fahren, sondern der Sport kommt zu ihnen. Gleichzeitig wird das Spaß- und Fitnesspotenzial von städtischen Grünanlagen neu entdeckt.

Der Trend zum Outdoor-Sport in der Stadt hat während der Corona-Pandemie ordentlich an Fahrt aufgenommen. Weil Vereinshallen und Gyms geschlossen waren, verlegten viele Städter:innen den Sport nach draußen, etwa in Outdoor Fitness Parks. Die Beschränkungen sind längst aufgehoben. Aber der Megatrend Urban Outdoor ist gekommen, um zu bleiben. Diese fünf Beispiele zeigen, wie „Drinnen in der Stadt“ und „Draußen in der Natur“ zueinanderfinden:

Kollage aus zwei Bildern: links ein Detailshot einer Boulderhalle; rechts eine Hand am Klettergriff.
Klettern icon

1. Kletterhallen – die Berge der Stadt.

Früher konnte man nur an natürlichen Felsen im Gebirge klettern. Mittlerweile gibt es in nahezu jeder größeren Stadt eine Kletterhalle. Dem Deutschen Alpenverein (DAV) zufolge waren es 2021 hierzulande 535 Boulder- und Kletteranlagen – Tendenz steigend. Viele dieser Anlagen haben zusätzlich Außenbereiche, in denen Urban Climber an der frischen Luft hoch hinaus können. Laut DAV betreiben 70 Prozent der Hallenkletter:innen den Sport außerdem an natürlichen Wänden. Für sie bietet das Kletterzentrum im Alltag die Gelegenheit, fürs Gebirge trainieren zu können.

Bei den Boulder:innen sind es nur 30 Prozent, die neben den künstlichen Klötzen auch mal echte Felsen in der freien Natur erklimmen. So hat sich das Bouldern, das Klettern in Absprunghöhe, durch die zahlreichen städtischen Anlagen sogar zu einer überwiegend urbanen Sportart entwickelt, obwohl seine Gene – wie die des Kletterns – eigentlich alpiner Natur sind.

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Eine Frau joggt durch den Park.

Asphaltierte Wege eignen sich gut, um Strecke und Tempo zu machen. In einigen Städten gibt es aber auch für Läufer:innen spezielle Trailrunning-Pfade.

Running icon

2. Vom Joggen zum Trailrunning.

Städtische Parks oder Flussufer sind seit jeher das Revier von Jogger:innen. Meist traben sie dort über Asphalt oder gut gepflegte Kieswege. Vor ungefähr zehn Jahren zog es viele Läufer:innen verstärkt in die Natur. Anstatt in Parks Kilometer zu spulen, rannten sie auf Trampelpfaden durch Wälder oder auf Steigen durchs Gebirge – die Geburtsstunde des Trailrunning.

Nun schwappt dieser Trend in die Städte. Denn in Parks oder innerstädtischen Flussauen gibt es neben den viel begangenen Spazierwegen auch spannendere Pfade. Im Zickzack, über Stock und Stein wird so aus dem stoischen Joggen ein abwechslungsreiches Training für Ausdauer und Geschicklichkeit. Unter Trailrunner:innen gilt dabei die Devise: „Wenn der Weg langweilig wird, biege auf den nächstkleineren ab.“ Allerdings sollte man dabei gerade auch in der Stadt auf Verbotsschilder und sensible Naturbereiche achten, damit städtische Biotope nicht zertrampelt werden. Und anstelle des ultraleichten Stadtpark-Schuhwerks empfehlen sich wasserdichte Laufschuhe mit griffiger Sohle.

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Ein Radfahrer fährt auf einem Radweg.

In vielen urbanen Ballungszentren können sich Radler:innen mittlerweile über spezielle Routen und Trails freuen. Etwa, um Rennrad zu fahren oder mit dem Mountainbike über Stock und Stein zu düsen.

Bike icon

3. Bike-Spaß in der Stadt.

Wie der Name schon sagt, haben Mountainbikes ihr natürliches Habitat in den Bergen. Doch immer mehr Radsportler:innen wollen ihr Hobby nicht nur am Wochenende in außerhalb gelegenen Gebieten ausleben. Biken in oder vor den Toren der Stadt – das wär’s. Und das geht. Vor allem in Städten mit innerstädtischen Mountainbike-Trails. Freiburg etwa gilt dank seiner Lage am Fuße des Schwarzwalds als Trail-Town. Aber auch die Münchner Isar-Auen oder Abraumhalden im Ruhrgebiet sind zu einem MTB-Mekka geworden. Tourentipps für fast alle deutschen Ballungszentren finden sich auf einschlägigen Portalen wie Komoot.

Umweltschützer:innen und Spaziergänger:innen sind jedoch nicht ganz so begeistert vom Trend zum Urban Mountainbiking. Vielerorts stehen bereits Fahrrad-Verbotsschilder, an die sich Radler:innen unbedingt halten sollten. Gegenseitige Rücksichtnahme ist bei Urban-Outdoor-Aktivitäten ohnehin noch wichtiger als in der Weite der Natur. Um Konflikte zu entschärfen, wurden teils Routen speziell für Mountainbiker eingerichtet, wie etwa der Woodpecker-Trail in Stuttgart. Downhiller erleben dort einen Flow wie sonst nur im Bergland oder in Bikeparks.

Weniger Adrenalin, aber nicht weniger Glückshormone liefern die zahlreichen Pumptracks in Deutschland. Das sind hügelige Rundkurse für Mountain- oder Dirtbikes. Sie liegen oft am Rande von Wohngebieten – nicht nur für Kids eine ideale Möglichkeit zum Verfeinern der Fahrtechnik oder zum Auspowern am Feierabend.

Kollage aus zwei Bildern: Stand-up-Paddler auf der Alster; Surfer auf der Eisbachwelle in München.
Surfing icon

4. Nah am Wassersport gebaut.

Bei Wassersport denken die meisten Menschen ans Meer, an Seen und an Flüsse. Auf diesen natürlichen Gewässern sind die klassischen Wassersportarten zu Hause, wie etwa Segeln, Surfen oder Paddeln. Einige davon lassen sich traditionell auch in Städten ausüben, beispielsweise das Segeln auf der Hamburger Außenalster oder eine Kanutour auf der Spree durch Berlin. Das Aufkommen der SUP-Boards hat die Möglichkeiten für Wassersport in der Stadt enorm erweitert. Ob auf dem Main durch Frankfurt oder dem Dortmund-Ems-Kanal bei Münster – das Stand-up-Paddling bietet einen neuen Blick auf die Stadt, verbunden mit einem Ganzkörper-Training.

Hinzu kommen immer mehr künstliche Anlagen, die klassische Outdoor-Wassersportarten auch in der Stadt ermöglichen. So müssen Wellenreiter:innen nicht mehr zwangsläufig an den Atlantik oder an die Nordsee. Dank mehrerer künstlicher Wellen geht auch Indoor-Surfen, wie etwa im Wellenwerk Berlin oder in der Jochen-Schweizer-Arena bei München. Die bayerische Landeshauptstadt gilt ohnehin trotz ihrer Lage fernab vom Meer als Top Spot für Surfer. Grund dafür ist die stehende Welle am Eisbach im Englischen Garten.

Andere Städte, andere Wassersport-Möglichkeiten: Leipzig eignet sich nicht nur für eine Kanufahrt durch Auen und Häuserschluchten. Im nahegelegenen Kanupark Markkleeberg können sich erfahrene Kajaker:innen auch auf einer künstlichen Wildwasserstrecke austoben. Gleiches bietet in Augsburg der für die Kanu-WM 2022 frisch renovierte Eiskanal.

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Ein einzelner Langläufer in einer verschneiten Landschaft.

Wenn Schnee fällt, ernennen Städter:innen Metropolen wie München und Berlin zu Langlaufgebieten. Denn dann werden dort Loipen gespurt.

Ski and the City icon

5. Ski and the City.

Sobald sich eine leichte Schneedecke über die Städte legt, stehen urbane Langläufer:innen in den Startlöchern. Etwa 15 Zentimeter lockeres Weiß genügen, und schon ziehen sich Skispuren durch die Parks und Grünstreifen der Metropolen. Skilanglauf ist dann nicht nur im Gebirge möglich, sondern auch in Häuserschluchten.

Ein neues Sportgerät hat dafür gesorgt, dass diese Wintersportart City-tauglich wird: Nordic-Cruising-Ski sind kürzer und breiter als herkömmliche Langlaufmodelle und bieten mehr Stabilität. Dadurch kommen vor allem Gelegenheitsläufer:innen dank ihnen leichter voran, insbesondere auf wilden Loipen, die nicht maschinell gepflegt werden.

In manchen Städten gibt es bei ausreichender Schneelage aber auch gespurte Loipen für die Bretter, die manchen Schneefans die Welt bedeuten. Die Stadt München beispielsweise zieht dann in den Isar-Auen und in fünf Parks mit einem Spezialgerät Bahnen und veröffentlicht aktuelle Informationen auf ihrer Website. Und eine Facebook-Seite informiert die Berliner:innen, ob auf dem Tempelhofer Feld gespurt ist. Schließlich gibt es wohl kaum eine Freiluft-Sportart, die auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände nicht abhebt.

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Eine Joggerin dehnt sich vor einer Hochhaus-Kulisse.

Frischer Outdoor-Elan fürs Stadtleben.

Um draußen aktiv zu sein, muss man heute nicht mehr aufs Land fahren. Die Städte bieten immer mehr Möglichkeiten für Outdoor-Sport oder einfach nur Bewegung an der frischen Luft. Dabei reicht die Bandbreite von der genussvollen SUP-Tour über eine neue Spielart des Laufens bis hin zu Action-Sportarten wie Mountainbiken oder Klettern. Urban und Outdoor sind eben keine Gegensätze. Und für viele naturverbundene Städter:innen rücken Alltag und Auszeit zusammen.

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