Illustration einer lebendigen Stadt. Es sind darauf die Bewohner, viel Natur und auch der MINI Cooper SE zu sehen.

8 nachhaltige Tipps für eine grünere Stadt.

Grünpatenschaften, Nachbarschaftshilfe, Bike-Sharing – das sind nur drei von vielen Möglichkeiten, wie Städter ihre Viertel lebens- und liebenswerter gestalten können. Hier kommen acht Tipps, die dazu motivieren, nachhaltiger zu leben.

Eine gute Infrastruktur, vielseitige Karrieremöglichkeiten und ein beeindruckendes kulturelles Angebot. Das sind nur drei von zahlreichen Gründen, die für das Leben in der Stadt sprechen. Kein Wunder, dass es viele Menschen in Metropolen wie Berlin, Hamburg oder München zieht. Auch andere Städte sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Und damit ebenso Herausforderungen wie das Schaffen von Wohnraum sowie das Finden einer Balance zwischen Grün und Baustellen. Außerdem wohnen die Menschen nicht nur in der Stadt, sie bewegen sich auch in ihr und aus ihr heraus. Sei es auf den Straßen, auf den Schienen oder in der Luft.

Das verändert urbane Lebensräume und verursacht einen hohen CO2-Ausstoß. Ein Blick auf Datenanalysen der vergangenen Jahre zeigt, dass wir nicht besonders stolz sein können auf unseren ökologischen Fußabdruck. Es mag sich bestimmt schon wie ein Mantra anhören: Es ist höchste Zeit, etwas zu tun. Beim Klimawandel handelt es sich nicht um ein Phänomen in vager Zukunft.

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1.
Das eigene Viertel grüner machen.

Viel Beton, wenig Grün. In großen Städten gibt es natürlich Parks, aber in den Straßen dazwischen sieht’s eher grau aus. Das Problem haben bereits so einige Stadtmenschen erkannt und Vereine und Initiativen mit dem Ziel gegründet, öffentlichen Raum zu begrünen. Das passiert etwa im Rahmen sogenannter Grünpatenschaften. Wer eine solche Patenschaft übernehmen möchte, kontaktiert am besten das für sein Viertel zuständige Umwelt-, Grünflächen- oder Betriebsamt – oder sucht im Internet nach den entsprechenden Schlagworten. Denn oft bieten die zuständigen Ämter übersichtlich aufbereitete Informationen online an. Wem das doch zu viel Arbeit sein sollte, der kann alternativ Vereinen beitreten wie dem Münchner „Green City e.V.“ oder „Greencity Hamburg e.V.“. In diesen kümmern sich die Mitglieder auch gemeinsam um vernachlässigte Flächen und verwandeln sie in blühende Oasen.

Illustration einer Person, die eine Grünpatenschaft besitzt und sich um eine städtische Grünfläche kümmert.
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Illustration einer Person, die ein E-Lastenrad-Sharing-System nutzt. Sie transportiert damit Pflanzen und Mitfahrer durch die Stadt.

2.
Schnell mal was mit dem Lastenrad erledigen.

Für kurze Wege in der Stadt ist das Lastenrad eine gute Alternative zum Auto oder zum ÖPNV. Denn ohne die Suche nach einem Parkplatz oder das Warten an der Haltestelle geht keine Zeit verloren. Darüber hinaus bietet es ordentlich Stauraum – sowohl für Kinder als auch für Einkäufe. Aber dieses Fortbewegungsmittel ist nicht nur super praktisch, sondern leider auch teuer. Denn gute Lastenräder sind teils so kostspielig wie ein kleines Auto. Inspiriert vom Modell des Car-Sharings, hat das Darmstädter Start-up sigo eine Geschäftsidee umgesetzt. In deutschlandweit über 20 Städten bietet das Unternehmen E-Lastenräder zur Miete an. Damit gehört es mit seinen induktiven Ladestationen zu einem der ersten Anbieter eines vollautomatischen E-Lastenrad-Sharing-Systems in Deutschland.

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3.
Im Alltag grüne Kompromisse finden.

Ein nachhaltiges Leben – das ist nicht Schwarz oder Weiß, sondern immer ein Kompromiss. Denn täglich ein bisschen was machen und verändern fällt leichter, als direkt den kompletten Lifestyle umzukrempeln. So hält es auch die Nachhaltigkeitsexpertin Anna Schunck. Seit vielen Jahren setzt sie sich mit dem Thema intensiv auseinander und schreibt darüber auf ihrem Blog „Viertel vor – das Magazin für mehr Nachhaltigkeit“. Wer, wenn nicht sie, weiß, wie wir für mehr Nachhaltigkeit in unserem Alltag sorgen können?

Liebe Anna, was war dein letztes Aha-Erlebnis zum Thema Nachhaltigkeit?

Dass es dabei nicht um Lifestyle geht, sondern um Systemwandel. Nachhaltig leben bedeutet, kritisch zu sein und zu bleiben und sich nicht mit etwas, was ich einen „Wohlfühl-grünen Lifestyle“ nenne, zufriedenzugeben. Nachhaltigkeit mag ein Trend sein, einer der bleibt, weil er muss. Und es ist schön, wenn wir uns damit nett einrichten. Nur dürfen wir eben nicht vergessen, um was es gerade geht: nämlich um alles. Deshalb lasst uns alles daransetzen, auch dort hinzuschauen, wo der Style aufhört – und wo’s auch mal unbequem werden kann.
 

Was fällt dir selbst in puncto Nachhaltigkeit leicht und was eher schwer?

Als privilegierte Person im bunt glitzernden Alles-immer-und-noch-mehr-Schlaraffenland, fällt’s mir oft schwer, nicht in sinnlose Versuchung zu geraten. Mich zu fragen, ob ich gerade zu bequem bin oder ob ich irgendwelche neuen Dinge wirklich brauche. Außerdem finde ich es schwer, mich für gefühlte Fails nicht zu sehr zu schämen. Denn das schwächt mich nur – und ist meiner Auffassung nach auch nicht gerecht, weil ich weiß, dass meine Konsumentscheidungen allein nicht die (Um-)Welt retten können. Habe ich dieses Jahr schon Billig-Mode gekauft? Ja. Bin ich dieses Jahr schon geflogen? Auch. Das muss okay sein, dafür habe ich auf andere Dinge geachtet und meine Stimme für Petitionen und auf Demonstrationen genutzt.
 

Wie kann jeder von uns nachhaltiger im Alltag werden?

Wer im eigenen Alltag etwas verändern möchte, muss nicht sofort ein All-Green-Everything-Superstar werden. Klappt eh nicht, sorry! Mein Tipp: Fokus. Sprich, auf dem ganzen weiten Feld der Nachhaltigkeit das Thema finden, das dich selbst am meisten berührt. Und dann: Alles daransetzen, genau in diesem Punkt besser zu werden und Veränderung zu schaffen. Ganz generell halte ich diese beiden Steps für super sinnvoll: die Finanzen über ein Kreditinstitut regeln, das ausschließlich in ethische, grüne Projekte investiert, und zu einem grünen Energieanbieter wechseln, der Strom nur aus rein regenerativen Quellen anbietet sowie den Netzausbau vorantreibt. Beides ist relativ unkompliziert, hat aber einen großen positiven Einfluss auf das Klima.

Illustration einer Person, die vor einer Treppe steht. Jeder kleine Schritt hinauf, führt zu mehr Nachhaltigkeit.
Illustration eines Hauses, das von viel Natur umgeben ist.

Also können wir auch mit vielen kleinen Schritten etwas bewegen...

Veränderungen im eigenen Mindset, in den eigenen Gewohnheiten und im eigenen Alltag helfen gegen dieses lähmende Gefühl der Machtlosigkeit, das viele Menschen verschiedenen Studien zufolge immer wieder und immer stärker empfinden. Dazu gehört für mich, wenn es um mehr handfeste Tipps geht, etwa langlebigere Kaufentscheidungen zu treffen, mehr zu teilen, zu leihen und zu reparieren, regional, saisonal und verpackungsfrei einzukaufen und den Müll zu trennen. Noch wichtiger als die kleinen Alltagsschritte Einzelner sind aber die großen Schritte. Die Hebel, die von Wirtschaft und vor allem von der Politik umgelegt werden müssen. Insbesondere in Bezug auf die Energie- und Verkehrswende sowie die Bauwende. Sonst entfernen wir uns immer weiter vom 1,5-Grad-Ziel – und auch den bemühtesten Nachhaltigkeits-Streber:innen unter uns geht irgendwann die Puste aus.
 

Welchen Beitrag kann jeder von uns leisten, damit Städte nachhaltiger werden?

In erster Linie grüne Stadtplanungsprojekte unterstützen, das Fahrrad, Öffis und Shared Mobility nutzen. Und sich Gardening-Projekten anschließen oder selbst Gemeinschaftsgärten gründen. Persönlich wünsche ich mir schon lange, dass die vielen ungenutzten Dachflächen in den Großstädten zu Dachgärten werden. Und findet doch auch mal raus, wie es mit Wandbegrünung für euer Haus aussieht. Wichtig ist es außerdem, Insekten Nahrung zu bieten. Denn die sind schließlich lebenswichtig für uns alle. Ein schönes, kleines Futterpflänzchen oder eine Schale Wasser im heißen Sommer passt auf jedes Fensterbrett.

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4.
Zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.

Dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) zufolge, haben Vögel und Insekten in der Stadt oft ein Nahrungsproblem. Denn viele freie Flächen, die für neuen Wohnraum bebaut worden sind, waren zuvor überlebenswichtige Lebens- und Naturräume für die Tiere. Umso wichtiger, dass wir in urbanen Zentren kleine naturnahe Zufluchtsorte für sie schaffen. Wer im Kleinen etwas bewirken will, kann erst mal auf dem heimischen Balkon starten und Blumenkästen bepflanzen. Auf der Seite des NABU gibt es wertvolle Tipps, wie in Sonnen- und Schattenlage eine artenfreundliche Bepflanzung gelingt. Im Winter bedienen sich Vögel gerne an Futterhäuschen oder Meisenknödeln.

Illustration eines Stadtbalkons, der artenfreundlich bepflanzt ist. Dieser bietet Insekten und Vögeln Nahrung.
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Illustration einer Person, die eine Bio-Kiste mit Gemüse und Obst aus nachhaltigem Anbau in den Händen hält.

5.
Lebensmittelverschwendung vermeiden.

Viele Supermärkte lehnen Obst und Gemüse ab, das nicht dem gängigen Schönheitsideal für Lebensmittel entspricht. Dabei ist die Ware geschmacklich einwandfrei. Das Start-up etepetete wirkt dem mit einem besonderen Konzept entgegen. Die Gründer des Bio-Kisten-Anbieters aus München haben sich nämlich mit verschiedenen Landwirt:innen zusammengetan und beliefern ihre Kund:innen mit Obst und Gemüse in Bio-Qualität, das nicht der Norm entspricht. Auch für Restaurants und Cafés ist Lebensmittelverschwendung ein Thema. Die App „Too Good to Go“ zeigt an, wo es übrig gebliebenes Essen für kleines Geld gibt. Einfach die Mahlzeit über die App bestellen, zum angegebenen Zeitpunkt abholen, genießen – und sich darüber freuen, Essen gerettet zu haben!

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6.
Bestehende Bauten kreativ und nachhaltig nutzen.

Eine stillgelegte Fabrik beherbergt Hotelgäste, eine alte Gin-Brennerei wird zum Kunstzentrum und in einem ehemaligen Pfarramt lernen Grundschulkinder das Einmaleins. Das sind nur drei Beispiele von vielen, wie man in Zeiten des Klimawandels und hinsichtlich schwindender Ressourcen bestehende Bauten umnutzen kann. Nachzulesen im Buch „Building for Change. The Architecture of Creative Reuse“ von Dr. Ruth Lang. Mit dem Gestalten Verlag hat die Autorin und Architektur-Expertin eine beeindruckende Sammlung von progressiven Projekten in Europa, Asien und USA zusammengetragen. Dabei handelt es sich um nachhaltig umgewandelte Bestandsbauten und um Konzepte für Gebäude, bei denen von Anfang an Rückbau und Wiederverwertung mitgedacht worden sind.

Illustration eines nachhaltig umgewandelten Hochhauses mit einem üppig bepflanzten Dachgarten im urbanen Raum.
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Illustration von mehreren Personen, die zusammen eine Grünfläche im städtischen Raum von Müll befreien.

7.
Zusammen anpacken und aufräumen.

Mittlerweile schließen sich immer öfter Menschen in der Stadt zusammen, um gemeinsam Müll zu sammeln. Mancherorts gibt es an bestimmten Tagen sogar offiziell organisierte Aktionen. Teilnehmer:innen können sich Equipment wie Säcke und Handschuhe in der Regel bei der Stadtreinigung abholen. Meistens sammelt diese den Müll nach der Aktion auch direkt ein und entsorgt ihn fachgerecht. Immer größerer Beliebtheit erfreut sich auch der World Cleanup Day, der jährlich am dritten Samstag im September stattfindet. An diesem Tag treffen sich überall auf der Welt Menschen, um beispielsweise Grünflächen, Städte und Flussufer vom Abfall zu befreien – und setzen damit ein Zeichen gegen Umweltverschmutzung. Wer einen Cleanup, also eine Aufräumaktion, organisieren möchte, kann diesen auf der Homepage vom World Cleanup Day anmelden. Oder andersherum: einen Cleanup der eigenen Stadt finden und sich ihm anschließen. Wer übrigens nicht nur der Umwelt etwas Gutes tun möchte, sondern gleichzeitig auch der eigenen Gesundheit, kann sich zum sogenannten „Plogging“ verabreden. Dieser nachhaltige Sport kommt aus Schweden. So setzt sich der Begriff aus den Worten „plocka“ und „jogga“ zusammen – aufsammeln und joggen.

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8.
Leihen statt kaufen.

Das Gebot der Stunde lautet „Sharing“ – und das mehr denn je. Welcher Haushalt braucht schon 365 Tage im Jahr einen Akkuschrauber? Oder das Drittfahrrad, das im Keller vor sich hin rostet? Eben! Warum dann nicht lieber Werkzeug und Drahtesel mit der Nachbarschaft teilen? Ressourcenschonender und überlegter Konsum tut dem Klima gut und nebenbei auch dem Geldbeutel. Wer also überlegt, etwas zu kaufen, das selten zum Einsatz kommt, kann erst mal versuchen, es sich auszuleihen. Bleiben diese Bemühungen erfolglos, helfen Nachbarschafts-Apps wie nebenan.de oder nextdoor.de.

Illustration eines Mehrfamilienhauses mit seinen Bewohnern. Die Nachbarn teilen Kaffee und Werkzeug miteinander.
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Illustration eines Turnschuhs und einer leeren PET-Flasche. Es steht für das Aufsammeln von Müll, während man joggt.

Illustration: Ronja Fischer